Industriehistorie des Mülheimer Südens wird nicht genügend berücksichtigt
Die öffentliche Vorstellung zur städtebaulichen Planung »Möhring-Quartier« am 27. Oktober 2016 überzeugte die Anwohner und Experten in mancher Hinsicht nicht. Kritisiert wurde der mangelnde Umgang mit der industriehistorischen Bedeutung des Areals. Die Entwicklungsgesellschaft des Landes NRW, NRW.URBAN, sieht ein gemischtes Quartier vor. Allerdings müssten wichtige historische Hallen modernen Bauten weichen.
Prof. Dr. Walter Buschmann, Denkmalpfleger, stellt die herausragende industriehistorische Bedeutung des Areals heraus. Hier wurde der Viertakt-Otto-Motor entwickelt. International bekannte Pioniere und Ingenieure wie Wilhelm Maybach, Gottlieb Daimler, Ettore Bugatti und Nikolaus August Otto haben hier gewirkt. In der schriftlichen Stellungnahme des Fördervereins Rheinische Industriekultur e. V. zum Bebauungsplanung gibt Buschmann detaillierte Anregungen zum Erhalt industriehistorisch bedeutender Bauten und Gebäudeteile.
- Die Fundamentreste der Doppelvilla Daimler Otto sollten sichtbar gemacht werden.
- Fensteröffnungen des Verwaltungstraktes von 1870 sollten untersucht werden und in die Planung mit einbezogen werden.
- Die Ofenfundamente, der für den Guß von Motoren genutzten Kupolöfen, sollten auf dem geplanten Außengelände sichtbar gemacht werden.
- Wichtigster Kritikpunkt: Teile der 7-schiffigen Halle für den Mittelmotorenbau, die nach 1911 hinter den Verwaltungsriegel gebaut worden ist, sollen einem 10-geschossigen Boardinghaus weichen. Diese Halle für den Mittelmotorenbau sind von bemerkenswerter konstruktionsgeschichtlicher Bedeutung und sollte deshalb erhalten bleiben.
Buschmann schlägt vor, die Hallen als überdachte Piazetta für öffentliche Spielplätze, die Planstraße oder für andere Ideen (Haus im Haus) zu nutzen und das Dach in Teilen zu öffnen. Ein Beispiel für den kreativen Umgang mit historischen Hallen sieht Buschmann im Schanzenstraßen-Viertel, Köln Mülheim-Nord.
Auch unserer Ansicht nach wird die Namensgebung »Möhring-Quartier« der industriehistorischen Bedeutung des Areals nicht gerecht. Insgesamt sollte ein weitreichendes Konzept entwickelt werden, welches die industriehistorische Bedeutung des gesamten Mülheimer Südens – sowohl für die Anwohner als auch für Besucher und Touristen – anschaulich macht. Dazu gehört das Gebiet der ehemaligen van der Zypen & Charlier, die DEUTZ AG sowie die chemische Farbenindustrie und Bleiverarbeitung.
Gerade das Land NRW mit seiner Tochtergesellschaft NRW.URBAN sollte Verantwortung zeigen und sich stärker engagieren. Wie das gehen kann, zeigt zum Beispiel die Zeche Zollverein in Essen. Hier wurde wurde mit großem Engagement agiert.
Ihre Anregungen zum Bebauungsplanverfahren der Stadt Köln können Sie noch bis zum 11. November 2016 einreichen unter folgendem Link >
Online-Beteiligung Bebauungsverfahren
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