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Die Hafen WG

Hafenkatzeninterview #5

Die Hafen WG: Bruno Niewerth, Hildegard Maxein und Mathilde Kriebs an der Reling. Foto: Eva Rusch
Die Hafen WG: Bruno Niewerth, Hildegard Maxein und Mathilde Kriebs an der Reling. Foto: Eva Rusch

Ich treffe Bruno Niewerth, Hildegard Maxein und Mathilde Kriebs in einer wunderschönen Wohnung mit Rheinblick und Balkon. Die Drei verbindet die Liebe zum Gesang. Kennengelernt haben sie sich im Kirchenchor – und dann festgestellt, dass sie das Schicksal des Mülheimer Hafens miteinander verbindet.

Und so sieht es aus: Hildegard Maxein lebte lange Jahre im alten Hafenamt, Hafenstraße 5, in der Meisterwohnung der HGK mit ihrem Mann. Hildegard Maxein, geb. 1939, ist heute Rentnerin und wohnt in einer neuen Wohnung in der Nähe der Grünstraße.

Bruno Niewerth, Gymnasiallehrer, 58 Jahre, Deutz-Mülheimer Straße, hatte die Chance eines der Eigentumswohnungen zu erwerben, die  genau auf dem alten Hafenamt erbaut worden ist, wo Hildegard viele Jahre mit ihrer Familie lebte. Die »Siedlung am Wasser« nennt Bruno Niewerth sein in den 2010er Jahren erbautes Domizil.

Mathilde Kriebs, 54 Jahre, Controllerin, heute Rentnerin, wohnt auf der Deutz-Mülheimer Straße vis a vis zur Siedlung und liebt die Rheinnähe. Alle drei treffen sich häufig zum Kaffeeklatsch bei Bruno und genießen den Ausblick auf den Rhein, den Domblick und den Rheinboulevard. Erste Lage.

 

Hildegard, was hast du im Zollamt erlebt? Was kannst du uns aus deiner Erinnerung berichten?

 

Hildegard: Das alte  Zollamt von 1909 wurde im 2. Weltkrieg zerstört. Es wurde mit einigen Häusern wieder aufgebaut. Ich erinnere mich an Herrn Erle, er war ein Klein-Vertriebler am Hafen und handelte mit Kartoffeln. Es gab hier Lagerschuppen mit »Landesprodukten«, auf dem späteren Anrheiner-Gelände gab es eine Produktenbörse und eine Kunstschmiede.

 

Der Hafenbereich war abgesperrt. Wir hatten hier ein Reich für uns. Im Winter hatten wir schöne Zeiten mit eigener Langlaufloipe. Ich erinnere mich auch an die Hochwasser, wir haben uns Rampen gebaut, um aus dem Haus zu kommen. 

1993/94 mussten wir aus dem Hafenamt der Stadt Köln ausziehen. Im Dezember zog ich mit der Enkelin aus der Betriebswohnung der HDK. Mein Ehemann, der als Kranschlosser im Rheinauhafen arbeitete, war bereits verstorben . 

Wegen der Bebauung hat die Stadt Köln den Betrieb des Schifffahrtsamtes mit den Büros und den zwei Wohnungen an dem Standort aufgegeben.

 

Firma Hebbel Spedition/ Wegzug/Künstler nach dem zweijährigen Leerstand als Hausbesetzer. Abbruch des Gebäudes 1995; danach Sperrgebiet mit Kabeltrommeln.

 

Bruno: Hatte den Wunsch nach Eigentum und Wohnen am Rhein. Gestehe Ressentiments „ Geruch am Rhein“ / Verona / Bauwens baut am Rhein / negativer Ruf Mülheims, da ich aus Vogelsang stamme.

Aber Visualisierung, Bereitstellungszinsen, wohnen oben und am Rhein siegten.

3. Bauabschnitt ging an Großinvestor

Einzug im Dezember 2007 in die 3. Etage „märchenglücklich“!

 

Wie habt ihr euch kennengelernt?

Bruno: Katholischer Kirchenchor.

Mathilde und Hildegard: 2012/13

„Hier wohnst du?“ mit leichtem Vorwurf.

„Offenbarung“ bei Sekteinladung. 

„Weißt du denn nicht, dass ich hier gewohnt habe?“

„Man kann schuldig sein, ohne es zu wissen.“

„Dekadentes Eigentum! Weil wir katholisch sind, haben wir immer ein schlechtes Gewissen. Ich wollte das kompensieren: Regenbogen-Fußmatte, Hausschlüssel für Silvester überlassen, Schlüssel für 1,5 Jahre.“

 

2012/13

Anrheiner

2014 Rheinboulevard

2006 große Bauprojekte Immobilienmakler

Werkstattverfahren

„Hochwasser“: Tiefgarage wird geflutet mit Leitungswasser. Bisher noch nie vorgekommen. Haus steht auf Stelzen.

 

Wie findest du die Siedlung?

Hildegard: Der Hafen war abgeschlossen; kein Durchgang. Schön! Skiloipe, viel Platz!

Es zieht mich immer noch hier hin! Spazierengehen am Rhein, vagabundieren am Rhein. Fledermäuse gucken.

Walking mit Passanten. Horststraße Schule. Ich fühlte mich wie neu.

Mathilde: Als erstes an den Rhein. Licht! Wenn ich hier bin, gibt es mir ein gutes Gefühl. 

Bruno: Uns drei verbindet dieser Ort. Katholischer Kirchenchor. Gottestracht: Rheinphantasie. Stehen auf der Brücke:“Da wohnt man gut!“ Rheinnähe. Genius Loci - der ortsansässige Geist: Bötchen, Wassertaxi. KVB Kombi-Ticket.

 

Sommer 2017 Rheinboulevard?

Bruno: Wird dankbar angenommen. Grillgeruch. So voll wie früher am Müngersdorfer Stadion. 

Hildegard: Da geht auch was: Einkehr.

Bruno: Straußwirtschaft. Rotterdam-Konstanz.

Mathilde: Die Leute fühlen sich wohl. Die Sonne über Köln untergehen sehen. 

Bruno: Jogger freuen sich über diese Startbahn.

(Mathilde: Ich schleppe die doch immer ins Dock One zu den Bürgerbeteiligungen.“)

Bruno: Ich mach dir auch ein Zimmer frei. 

Hildegard Mixein's Fotoalbum aus den 70er bis 80er Jahren